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So gelingt die Unternehmensübergabe

Einige Überlegungen für Ihre Praxis

Sie haben ein Unternehmen aufgebaut und dazu gratuliere ich Ihnen. Ihr Unternehmen floriert und wächst. Das ist immer mit viel Einsatz verbunden. Einsatz an Arbeits- und Lebenszeit, an Kapital und Risikobereitschaft. Sie haben einige Entbehrungen auf sich genommen und viele schlaflose Nächte.

Und wofür das alles?

Lassen Sie es mich einmal ganz klar sagen: Sie haben genau zwei Möglichkeiten: Jedes Unternehmen muss entweder an einen Nachfolger übergeben oder zugesperrt werden. Eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. Damit haben Sie die Wahl. Wollen Sie Ihr Unternehmen, das Sie mit viel Mühen aufgebaut haben, wieder zusperren? Oder wollen Sie Ihr Lebenswerk weitergeben und die Früchte Ihrer Arbeit ernten?

 

In diesem Artikel wollen wir einige sehr praxisrelevante Überlegungen anstellen, damit Sie Ihre Unternehmensübergabe planen können. 

Wann soll ich mit der Planung der Unternehmensübergabe beginnen?

Laut einer Studie der KMU Forschung Austria aus dem Jahr 2014 sind 43% der Unternehmensübergaben in Österreich nicht erfolgreich. Durch gescheiterte Unternehmensübergaben werden im Schnitt 2000 bis 3000 Arbeitsplätze pro Jahr vernichtet.

 

Hauptgrund für das Scheitern einer Unternehmensübergabe ist nicht ausreichende Planung. Damit stehen wir vor der Frage: Wann soll ich mit der Planung der Unternehmensübergabe beginnen?

Von StartUps lernen

Das bekannteste und erfolgreichste österreichische StartUp ist wohl Runtastic. 2009 gegründet wurde das Unternehmen nach nur 6 Jahren im Jahr 2015 an Adidas verkauft. Kaufpreis: 220 Millionen Euro. Der Gründer, Florian Gschwandtner war damals gerade 32 Jahre alt.

Stephen R. Covey schreibt in seinem Buch „Die sieben Wege zur Effektivität“ (The Seven Habits of Highly Effective People), es sei eine Eigenschaft erfolgreicher Menschen, am Anfang das Ende im Sinn zu haben. Das bedeutet nichts anderes, als sich im Vorhinein zu überlegen, wie das konkrete Ergebnis einer Unternehmung aussehen soll.

In diesem Sinn schreibt auch der amerikanische Unternehmensberater Michael E. Gerber („The E-Myth revisited: Why Most Small Businesses Don’t Work and What to Do About It“), dass die Unternehmer*innen (im Unterschied zu Selbständigen) nicht im, sondern am Unternehmen arbeiten. Das Produkt des/der Unternehmer*in ist nicht die Ware oder Dienstleistung, die sein/ihr Unternehmen verkauft; das Produkt des Unternehmens ist das Unternehmen selbst. Und der/die Kunde*in des/der Unternehmers*in ist nicht der/die Käufer*in der Waren oder Dienstleistungen des Unternehmens; der/die Kunde*in des Unternehmers ist der/die Käufer*in des Unternehmens. Also ist es die Aufgabe des/der Unternehmers*in, das Unternehmen von Anfang an für den späteren Nachfolger aufzubauen.

 

Unternehmer*innen, die im, statt am Unternehmen arbeitet, erschaffen kein Unternehmen, sondern einen Arbeitsplatz. Und einen Arbeitsplatz kauft niemand.

Fazit:

Wenn Sie nicht schon an Ihrem Unternehmen arbeiten, wenn Sie Ihre Unternehmensübergabe noch nicht geplant haben, dann müssen Sie sofort damit beginnen. Sonst werden Sie keine*n Käufer*in für Ihr Unternehmen finden. Dann werden Sie Ihr Unternehmen eines Tages zusperren müssen. Dann werden Sie Arbeitsplätze vernichten.

Also: sind Sie schon Unternehmer*in oder noch Selbständige*r? Das hat nichts mit der Anzahl Ihrer Arbeitnehmer*innen zu tun, sondern mit Ihrer Einstellung zum Unternehmen und zum Unternehmertum.

 

Als Unternehmer*in werden Sie sich einmal die zwei wichtigsten Fragen stellen: An wen werden Sie Ihr Unternehmen übergeben? Und wie hoch wird der Kaufpreis sein? Schauen wir uns diese zwei Fragen ein wenig näher an.

An wen werden Sie Ihr Unternehmen einmal übergeben?

Haben Sie einen Sohn oder eine Tochter (oder andere Verwandte), die Ihr Unternehmen gerne weiterführen wollen? Die Spaß an dem Unternehmen haben. Die Ihre Kunden und Ihre Arbeitnehmer*innen lieben?

Die familieninterne Unternehmensübergabe ist seit Jahren rückläufig. War es früher gar nicht anders denkbar, als das Unternehmen des Vaters zu übernehmen und weiterzuführen, so haben Kinder von Unternehmern heute oft ganz andere Interessen. Sie dürfen dazu stehen und tun das auch. Sie erlernen andere Berufe und stellen frühzeitig klar, dass sie kein Interesse an dem Unternehmen haben.

In diesem Fall bleibt nur der Unternehmensverkauf. Und damit die Frage, wo man eine*n Käufer*in findet. Auch hier zeigt sich: rechtzeitige Planung ist alles. Und mit rechtzeitig meine ich – Sie erraten es: schon bei der Unternehmensgründung planen, wer das Unternehmen kaufen wird. Natürlich nicht namentlich, nicht konkret. Eher abstrakt. Das machen Sie doch in Ihrem Unternehmen auch: Sie wissen, wer die Käufer*innen der Waren oder Dienstleistungen Ihres Unternehmens sind. Mit anderen Worten: Sie kennen Ihre Zielgruppe. Und nichts anderes können Sie für Ihr Unternehmen auch machen. Eine Zielgruppe dafür bestimmen.

Der Vorteil: Wenn Sie die Zielgruppe für Ihr Unternehmen kennen, dann können Sie Ihr Unternehmen auch nach den Wünschen und Vorstellungen der Zielgruppe bauen. Und dann – und das zeigt sich in unserer Praxis – müssen Sie oft die Käufer*innen Ihres Unternehmens gar nicht suchen. Sie werden Kaufangebote erhalten.

Viele machen das freilich nicht. Dann wollen sie ihr Unternehmen an eine*n Arbeitnehmer*in verkaufen (Management Buy Out), was oft mit der schwierigen Frage der Finanzierbarkeit für den/die
Käufer*in verbunden ist. Oder man verkauft dann an die Konkurrenz, die meistens nur am Kundenstock interessiert ist und nicht am Erhalt des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze.

Bleibt uns die letzte Frage:

Wie hoch ist der Kaufpreis für Ihr Unternehmen?

Die wenigsten Unternehmer*innen wissen das. Interessant, oder? Dann werden Unternehmenswertgutachten eingeholt. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Solche Gutachten sind wertvoll und berechtigt. Aber wie bestimmen Sie den Preis für Ihre Waren oder Dienstleistungen? Holen Sie da auch Gutachten ein?

Das Geheimnis liegt hier auch wieder darin, am Anfang das Ende im Sinn zu haben. Am Unternehmen zu arbeiten. Die Zielgruppe (also potenzielle Käufer*innen Ihres Unternehmens) zu kennen. Ein Unternehmen zu bauen, das einen Nutzen für die Käufer*innen hat. Und dann eben auch einen Preis dafür zu bestimmen, der dem Nutzen des Unternehmens für die Käufer*innen entspricht.

 

Mag. Bernd Trappmaier

 

Foto: Hybrid - Unsplash

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